Über die Lotsenbrüderschaft Weser I
Wir sind 36 Lotsen und wir bringen die Schiffe auf der Unterweser sicher in die Häfen von Nordenham, Brake, Elsfleth und Bremen. Unsere Einsatzzentrale ist das Lotsenhaus in Bremerhaven. Wir habe eine lange, beeindruckende Geschichte, die bis ins Mittelalter zurück geht. Auf diese Tradition und unsere verantwortungsvolle Aufgabe sind wir stolz.
Die Aufgabe ist seit Jahrhunderten die gleiche. Aber die Herausforderung ist immer wieder neu.
Der Lotse soll den Kapitän so beraten, dass Schiff und Besatzung, unter Einhaltung aller Vorschriften, sicher in den Hafen gelangen. Diese Aufgabe ist bei den Flusslotsen besonders anspruchsvoll, aber auch sehr abwechslungsreich: Die Schiffe werden nicht nur auf dem Fluss beraten, sondern auch sicher bis zu ihren Liegeplätzen (in Nordenham, Brake, Elsfleth und Bremen) geleitet.
Das Wort „Lotse“ hat seinen Weg aus Altnordischen Sprachen, über das Altenglische („loadsman“) in die niederdeutsche Sprache gefunden. Genau übersetzt beschreibt es einen „Weg-sage-mann“. Etwa im 17. Jahrhundert wurde daraus der „Lootse“, und später dann der „Lotse“. Seine Aufgaben haben sich über die Jahrhunderte kaum verändert: Aus dem „Weg-sage-mann“ wurde der „ortskundige Führer im Schiffsverkehr“ und schließlich der „orts- und schifffahrtskundige Berater“.
Die ersten schriftlichen Quellen über Lotsen existieren aus dem Mittelalter. Es waren noch keine Berufslotsen, sondern häufig erfahrene Seeleute mit besonderen Orts- und Revierkenntnissen. Es finden sich Hinweise über Lotstarife, allerdings auch über Disziplinarstrafen.
Solch drastische Bestrafungen mussten unsere Vorgänger auf der Weser wohl nicht erleiden, zumindest gibt es darüber keine schriftlichen Quellen.
Die ersten Seelotsen in der Deutschen Bucht waren sicherlich Helgoländer Fischer, die sich mit der Lotstätigkeit ein Zubrot verdienten. Ende des 16. Jahrhunderts werden das erste Mal „Bremer Lootsen“ erwähnt, die ihre Schiffe an der Schlachte anlegten. Da damals nicht nur die Häfen, sondern auch die Weser in der Verantwortung der Stadt Bremen standen, war der Bremer Senat Ansprechpartner, und teilweise auch Aufsichtsbehörde, für die Lotsen auf diesem Revier. Aus dieser gleichzeitigen Verantwortung für Fluss und Hafen ergab sich auch die Selbstverständlichkeit, dass die Weserlotsen ihre Schiffe in Bremen bis an die Pier brachten. Diese „Bremensie“ (Fluss- und Hafenlotsung) hat sich über Jahrhunderte bewährt, und wird auch heute noch so praktiziert.
Obwohl sich die Aufgaben der Bremer Lotsen in den vielen Jahren kaum verändert haben, wurden die Organisationsformen immer wieder den wirtschaftlichen und rechtlichen Notwendigkeiten angepasst.
Aus den „Bremer Lootsen“ wurde nach Gründung des Deutschen Reiches „Die bremische Flußlotsengesellschaft“. Aufsichtsbehörde war die Stadt Bremen, vertreten durch den Hafenkapitän. Nach dem Übergang (1921) der Weser von Bremen auf das Reich (Reichswasserstraße → Bundeswasserstraße) musste auch das Lotswesen neu geregelt werden. Zwischen den Weserseelotsen (heute: Weser II / Jade) und den Weserflußlotsen (heute: Weser I) erfolgte eine scharfe Trennung. Die Oldenburgischen Seelotsen, welche bis dahin den Lotsdienst zwischen Bremerhaven und den Häfen Nordenham, Brake und Elsfleth ausgeübt hatten, wurden in die neue „Weserflußlotsengesellschaft“ integriert. Der Posten eines Direktors für das Weserlotswesen (heute ≈ Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) - Außenstelle Seelotswesen BHV) wurde neu als Aufsichtsbehörde geschaffen.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde das gesamte deutsche Seelotswesen neu geordnet. Aus den unterschiedlichen Rechtsformen der einzelnen Brüderschaften wurden sechs (heute: sieben) Körperschaften des öffentlichen Rechts. Daneben gibt es noch die Hafenlotsen in Bremerhaven und Hamburg. Der Bund (vertreten durch die GDWS) ist zuständig für die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Infrastruktur (Boote, Stationen, etc.). Die Brüderschaften sorgen für eine ständige (24 / 7) Verfügbarkeit ihrer Lotsen im Dienste für die Schifffahrt.
Unsere Namen seit dem Ende des Mittelalters:
Bremer Lootsen 1571–1879
Bremische Flußlotsengesellschaft 1880–1921
Weserflußlotsengesellschaft 1922–1942
Lotsenbrüderschaft Bremen 1942–1954
Lotsenbrüderschaft Weser I (Bremen) 1954–heute
Historische Meilensteine
965 Kaiser Otto I. verleiht Erzbischof Adaldag das Recht, in Bremen einen Markt zu errichten. Bremen wird zu einem Marktort mit dauerndem Handelsbetrieb.
1358 Aus der alten Kaufmanns-Hense (Genossenschaft der Kaufleute) wird die Hanse (Bündnis der Städte). Bremen tritt der Hanse bei.
1571 Erste namentliche Erwähnung eines „Bremer Lootsen“.
1622 Der Vegesacker Hafen wird eröffnet (Erster künstlicher Hafen in Deutschland).
1757 Fahrwassertiefen: → Brake 10 Fuß; → Vegesack 6 - 7 Fuß; → Bremen 3 - 4 Fuß.
1827 Der Bremer Bürgermeister J. Smidt erwirbt hannoversches Land (→ Bremerhaven).
1880 Verordnung betreffend das Lotsenwesen auf der Unterweser von der Stadt Bremen bis nach Bremerhaven, und auf der Lesum von Vegesack bis Burg.
1881 Nach Uferbauten und Baggerungen fahren Schiffe bis 2,75 m Tfg. nach Bremen.
1887 Nach den Plänen von Ludwig Franzius beginnt die Korrektion der Unterweser.
1888 Zollanschluss Bremens (Deutsches Reich) und Zollvereidigung der Flusslotsen.
1892 D. „Hannover“ (2.572 BRT - 5,50 m Tfg.) läuft als 1. Schiff in den Freihafen ein.
1916 Fertigstellung des Flusslotsenhauses in Bremerhaven (Geeste Nordmole).
1949 Einweihung des wiedererrichteten Lotsenhauses in Bremerhaven.
1981 Ausbau der Radarkette bis zur Huntemündung (1987 → Bremen).
1983 Die Brüderschaft hat mit 87 Mitgliedern ihren größten Bestand.
2006 Einweihung des neuen Lotsenhauses in Bremerhaven.
2024 36 Lotsen beraten die Schifffahrt auf der Unterweser und bringen die Schiffe sicher in die Häfen von Nordenham, Brake, Elsfleth und Bremen.